Die unberechtigte Angst vor dem Notruf – Warum ein schneller Anruf Leben retten kann

Axel Weber, Tobias Niemann und die Mitarbeiter des Malteser Rettungsdienstes (Foto: Helios Bördeklinik)

Die Einfahrt der Notaufnahme in der Bördeklinik ist leer. Kaum Rettungswagen fahren zur Zeit Einsätze mit Notärzten. Falsche Angst und Hemmungen führen zu einem bis zu fünffachen Rückgang an Notarzteinsätzen. „In den letzten 48-Stunden hatten ich drei Notarzt-Einsätze. Üblich ist das Vier- bis Fünffache“, erklärt Oberarzt Axel Weber. Er ist Ärztlicher Leiter der Notaufnahme in der Helios Bördeklinik. „Der Rückgang liegt nicht daran, dass die Menschen weniger Beschwerden hätten. Die Ursachen sind mit der aktuellen Covid-19-Pandemie in Verbindung zu bringen. Die Patienten fürchten fälschlicherweise, ein besonderes Infektionsrisiko einzugehen, wenn sie zu uns in Krankenhaus kommen. Viele wollen auch keine Krankenbetten belegen, die aktuell für Covid-19-Patienten bereitgehalten werden“, erklärt Oberarzt Weber.

Dieser Trend betrifft nicht nur die Helios Bördeklinik, auch in anderen medizinischen Einrichtungen ist dies zu beobachten. Die Ängste und Sorgen der Patienten werden ernst genommen, aber viele der Bedenken sind unbegründet. „Wir erleben immer häufiger, dass Menschen auch mit lebensbedrohlichen Symptomen zu Hause bleiben, dabei sorgen wir für den Patienten mit höchster Sorgfalt und Sicherheit“, berichtet der Oberarzt der Bördeklinik. Ausreichend Schutzmaterialien und umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen sind in Neindorf vorhanden. „Bei Helios halten wir uns an alle empfohlenen Standards und gehen an einigen Stellen auch darüber hinaus“, erklärt Axel Weber und ergänzt: „Ich kann nur empfehlen, sich an die bekannten Verhaltensregeln zu halten“. Dazu gehören das regelmäßige und gründliche Händewaschen, das Einhalten von Abstand und der Verzicht auf das Händeschütteln.

Die Abläufe in der Rettungskette
Der Leiter des Malteser Rettungsdienstes und der Notfallvorsorge in Sachsen-Anhalt Tobias Niemann ergänzt: „Die Rettungskette wurde eigens an die aktuelle Situation angepasst“. Wer den Notruf wählt und mit der Rettungsleitstelle verbunden wird, bekomme derzeit zusätzliche Fragen zu Corona gestellt. Zum Beispiel, ob er an Fieber leidet, Husten hat oder sich in einem Risikogebiet aufgehalten hat. „Bevor das Rettungspersonal Kontakt zum Patienten hat, ist es schon mit diesen Informationen versorgt“, erklärt Tobias Niemann. Die Mitarbeiter des Rettungsdienstes können sich dementsprechend vorbereiten. Und bei Verdacht auf eine Corona-Infektion Schutzkleidung anlegen. „Mundschutz tragen unsere Mitarbeiter bei allen Einsätzen“, so Tobias Niemann. Bei einem Covid-19-Verdachtsfall wird jede Klinik umgehend vom Rettungsdienst informiert. Axel Weber erklärt, dass ein Patient mit Covid-19-Verdacht in Neindorf nicht einfach in die Notaufnahme gebracht wird. Stattdessen empfängt ihn das Team im Eingangsbereich der Notaufnahme und untersucht ihn. Begründet sich der Verdacht, wird der Patient auf eine spezielle Isolierstation verlegt. „Hierzu haben wir in Neindorf eine komplette Station abgeriegelt. Unser Personal wurde besonders geschult und ausgerüstet“, so Weber. Ein Ansteckungsrisiko könne so drastisch minimiert werden.

Fälle für den Notarzt

Die Scheu vor einem Arztbesuch führt dazu, dass Menschen erst dann reagieren, wenn es schon fast zu spät ist. „Wir sind weiterhin 24 Stunden für unsere Patienten da, bitte warten Sie nicht mit Ihrem Notruf! Zeit kann Leben retten“, betont Notarzt Axel Weber. Bei Herzschmerzen, akuten Verletzungen, einem Zuckerschock, starken, unklaren Schmerzen im Bauchraum oder Ähnlichem ist nach wie vor umgehend der Rettungsdienst zu rufen.

Tobias Niemann betont, dass die Mitarbeiter des Rettungsdienstes der Malteser umfangreiche Erfahrung im Umgang mit Infektionskrankheiten haben. Vor diesem Hintergrund sei Corona keine besondere Herausforderung. Deshalb funktioniere der Rettungsdienst ganz normal. Oberarzt Axel Weber fügt abschließend hinzu „Sachsen-Anhalt ist immer noch das Bundesland, mit der höchsten Herzinfarktsterblichkeit. Wir kämpfen seit Jahren dagegen an. Die bisherigen Erfolge sollten nicht unter der aktuellen Situation leiden“.

Rebecca Jahn, PR/Marketing Helios Bördeklinik